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Die Kunst des Trios

Das sieht eigentlich überschaubar aus: Drei Musiker, eine weiblich und zwei männlich, spielen seit etlichen Jahren zusammen und haben nicht unbeträchtlichen Erfolg. Es wäre aber ein Irrtum anzunehmen, dass ein Trio etwas Überschaubares ist, nur weil es weniger Mitglieder hat als eine Bigband. Was für ein Abendessen gilt oder für eine Busreise, gilt nicht unbedingt auch in der Musik. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass der mitteleuropäische Mensch entweder zur Individualisierung oder zur Paarbildung tendiert. Beiden Impulsen kann er, wenn er Jazzmusiker ist, in fast jeder Formation nachgehen. Nur nicht im Trio, außer wenn das Trio so organisiert ist, dass zwei Leute die Rhythmus-Gruppe für einen Solisten machen. Das ist kein echtes Trio. Ein echtes Trio hat drei Seiten, nicht zwei. Drei Leute müssen miteinander klar kommen.

Eine Grundform des Jazz und der Improvisation scheint das Duo zu sein. Man kann im Duo rufen und antworten, solo spielen und ein Solo begleiten. Das Duo ist eine vertrauensbildende Maßnahme. Eine Welt, auch eine musikalische, die in Zweiergruppen eingeteilt ist, macht einen ordentlichen Eindruck. Aber wehe es kommt ein Dritter dazu. Das wird kompliziert. Das treibt die Reaktionsfähigkeit, die Geistesgegenwart eines jeden an den Rand des Machbaren. In einer gleichberechtigt agierenden Dreiergruppe geschehen unvorhersehbare Dinge, und manchmal ganz schnell. Zwischen drei improvisierenden Musikern entsteht, und keiner weiß wie, etwas wie eine von allen geschaffene, aber niemandem allein gehörende Schnittmenge. Ein brodelndes, sich ständig veränderndes Reservoir von Möglichkeiten. Von Streitfällen, die jeder anders behandelt und die daher ganz unvorhergesehene Verläufe nehmen. Oder es entsteht Harmonie, einer aber will etwas Anderes und stört und muss mit Folgen rechnen, die ihm gefallen oder auch nicht. Ein gemeinsamer Rhythmus kann etwas sein, was große Mühe macht, was ständig umkämpft und gefährdet ist, aber auch etwas, in das sich jeder zum Ausruhen einklinken kann. Und manchmal beides abwechselnd. Man weiß nie genau, was das ist, was da gerade entsteht, ständig muss man reagieren. Es ist wie ein schnelles Schere-Stein-Papier-Spiel (ohne Brunnen): Mal liegt der eine vorn, mal der andere, mal weiß niemand, wer vorn liegt, weil das Spiel so intensiv geworden ist.

Die Dreier-Gruppendynamik ist etwas gedämpft, wenn man gemeinsames Material entwickelt und fixiert, auf das man sich geeinigt hat. Aber seien Sie sicher, dass es nicht leicht gewesen ist, sich zu einigen. Und dass das, worauf man sich geeinigt hat, nicht nur Ergebnis, sondern auch gleich wieder Ausgangspunkt intensiver, mühevoller Prozesse ist. Ein Trio ist kein Spaß. Es ist, wenn es gelungen ist, eine Herausforderung. Wenn es das nicht mehr ist, altert es.
Das Trio em ist noch ganz jung.

by Hans-Jürgen Linke
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SOAP
Eine Band auf der Flucht vor der Jazzpolizei. „Ursprünglich als geheimes Rehabilitationszentrum für gebrochene und abtrünnige Jazzmusiker gegründet, hat sich SOAP-Produkzioni inzwischen zu einer der wichtigsten Instanzen der Berliner Musikszene entwickelt.“ albert es einem von der Seifen-Seite entgegen und stimmt ein auf eine konzertante SOAP-Opera aus musikalischen Versatzstücken mit TV-Vergangenheit und HipHop Zukunft. Vier (+1) Lounge Potatoes in den Straßen von San Francisco treffen Charlie’s Angels… oder doch eher Charlys Tante?
SOAP arbeitet die Kontraste und Überlappungen zwischen elektronischer und akustischer Musik heraus. Kontrabass und Saxofon auf der einen, Keyboards und Laptop auf der anderen Seite. Jazz reibt sich an HipHop und Drum'n'Bass und zeigt die Perspektiven für einen Electric Jazz der Zukunft. Als regelmäßiger Gast ist der schwedische Rapper und Soulsänger Magnum Coltrane Price mit von der Partie.
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Firomanum
Eine Band ohne Leader? Ist das im Zeitalter der Schnellebigkeit überhaupt überlebensfähig? Noch dazu, wenn alle Bandmitglieder bereits in vielen erfolgreichen Projekten mitwirken?
Die Hälfte des Quartetts Firomanum lebt in Köln, die andere in Berlin. Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 arbeiten die vier auf demokratischer Basis: Jeder schreibt für jeden, alle spielen für alle, zusammen sind sie Firomanum.
"Warum wir immer noch so zusammen spielen? Weil wir wahnsinnig viel Spaß haben, uns zu viert zu treffen! Natürlich macht die Musik ihren Teil aus, aber eben auch das Freundschaftliche." beobachtet Bassistin Eva Kruse.
Saxofonist Niels Klein empfindet die Bandstruktur ohne Leader als willkommene Ergänzung gegenüber der üblichen Rollenverteilung: "Wir Vier stehen in einem positiven Spannungsverhältnis zueinander, sowohl musikalisch als auch menschlich und es macht einfach Spaß sich damit auseinanderzusetzen."
Diese Kräfteverteilung fügt sich bei Firomanum zu einem ausgewogenen Bild zusammen. In allen stecken die Funken, die der Bandname versprüht. Und sie funkeln viel versprechend!
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